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DIE ALTERNATIVE

Die Vollgeld-Initiative kritisiert die bestehende Geldordnung. Ein Teil dieser Kritik ist berechtigt. Leider ist die Vollgeld-Initiative schlecht durchdacht und so nicht annehmbar. Eine einfache Modifikation unserer Geldordnung würde viele Verbesserungen mit sich bringen, ohne die vielen Nachteile der Vollgeld-Initiative.

Die Schweizer Bevölkerung kann heute das Geld, welches von der SNB herausgegeben wird, lediglich in Form von Bargeld (Banknoten) halten. Nur etwa knapp 200 Geschäftsbanken und andere Institutionen haben Zugang zum von der SNB geschaffenen elektronischen Geld (Reserven). Der Alternativvorschlag zur Vollgeld-Initiative verlangt, dass die SNB auch dem Rest der Schweizer Bevölkerung Zugang zum gesetzlichen Zahlungsmittel in elektronischer Form gewährt.

Die Alternative: SNB-Konten für alle.
Die SNB ermöglicht der Schweizer Bevölkerung einen direkten Zugang zu den von ihr geschaffenen Reserven, indem sie Zahlungsverkehrskonten für alle anbietet.

Diese Alternative ist eine einfache Ergänzung der bestehenden Geldordnung. Im Gegensatz zur Vollgeld-Initiative wird nichts verboten, da nur eine zusätzliche Option geschaffen wird: das gesetzliche Zahlungsmittel in elektronischer Form für alle. Da es sich nur um eine Option handelt, besteht die individuelle Wahlfreiheit, von einem solchen Konto Gebrauch zu machen, oder nicht. Für die SNB hält sich der Aufwand in Grenzen, da sie auf ihre bestehende Infrastruktur zurückgreifen kann, welche einfach skalierbar ist.

Die von der Alternative vorgesehene Modifikation der Geldordnung wirkt unbedeutend auf den ersten Blick, aber die Vorteile eines gesetzlichen elektronischen Zahlungsmittels für alle sind zahlreich:
  1. Bedürfnis nach Sicherheit wird abgedeckt.
  2. Beste Alternative zum Bargeld.
  3. Ergänzung der bestehende Geldordnung, keine Verbote.
  4. Erhöhte Systemstabilität.
  5. Vereinfacht die Geldpolitik, macht sie gerechter und transparenter.
  6. Geringer administrativer Aufwand für die SNB.


Bedürfnis nach Sicherheit

Geld, welches von der SNB herausgegeben wird, ist ein Mittel zur Aufbewahrung liquider Werte ausserhalb des Finanzsystems. Es ist eine Versicherung gegen die Zahlungsunfähigkeit von Finanzinstituten und Finanzkrisen.

Geld, welches von der SNB herausgegeben wird, verfügt über eine einzigartige Eigenschaft: Es befriedigt das Bedürfnis in der Bevölkerung, einen Teil seines Geldvermögens ausserhalb des Privatsektors anzulegen. Dies erklärt die starke Zunahme der Banknotenhaltung seit der Finanzkrise von 2008/2009. 

Der Franken-Bargeldumlauf ist von knapp 7% im Jahr 2008 auf nun 10% des Bruttoinlandprodukts angestiegen. Dieser Anstieg lässt sich nicht durch eine Veränderung der Nominalzinsen oder der Inflationserwartungen erklären.

Dieser Anstieg ist eine direkte Folge der Finanzkrise 2008/2009 und der "Euro-Krise", welche dazu geführt haben, dass das Vertrauen in das Finanzsystem untergraben wurde. Bargeld ist ein Mittel zur Aufbewahrung liquider Werte ausserhalb des Finanzsystems und ermöglicht, sich gegen einen Teil des Risikos zu schützen.

Indem die SNB Zahlungsverkehrskonten anbietet, ermöglicht sie es auch der Bevölkerung, das gesetzliche Zahlungsmittel in elektronischer Form zu halten und damit das Bedürfnis nach Sicherheit zu befriedigen. 


Das Ende des Bargeld

Bargeld hat viele Vorteile, trotzdem ist dessen Ende nah.

Bargeld ist bei vielen Politikern und Ökonomen in Ungnade gefallen. Immer wieder werden Forderungen laut, dass der Bargeldgebrauch weiter eingeschränkt oder gar gänzlich verboten werden soll. Die Argumentation der Bargeld-Kritiker basiert im Wesentlichen auf drei Anklagepunkten: Erstens, so die Behauptung, sei die Verwendung von Bargeld ineffizient und deutlich kostenintensiver als elektronische Zahlungen. Zweitens fördere Bargeld die Kriminalität und erleichtere die Geldwäsche und Steuerhinterziehung. Drittens behindere Bargeld die Geldpolitik, da es die Zentralbanken um das Instrument der negativen Nominalzinsen beraubt.

Keiner dieser Anklagepunkte ist stichhaltig. Die genauen Gründe für diese Einschätzung lassen sich hier nachlesen: Unsinnige Forderung nach Bargeldverbot und Cash and Negative Interest Rates.

Obwohl die Argumente, welche von der Bargeld-Kritikern erhoben werden, nicht stichhaltig sind, wird der politische Druck ansteigen, den Gebrauch des Bargelds einzuschränken. Dieser Druck wird zur Haupsache aus dem Ausland kommen. Die Schweiz wird früher oder später vor die Wahl gestellt werden, den Gebrauch des Bargeldes einzudämmen oder auf eine schwarze Liste gesetzt zu werden. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird die Schweiz auf diesen Druck mit der Abschaffung der grossen Noten reagieren. Dadurch wird es der Bevölkerung erschwert, ihr Geld ausserhab des Finanzystems anzulegen.

Die Europäischen Zentralbank (EZB) hat am 4.5.2016 entschieden, dass die Ausgabe der 500-Euro-Banknoten auf Ende 2018 eingestellt wird. In Frankreich kann ab September 2016 nur noch mit maximal 1000 Euro in bar bezahlt werden.

Dies sind nur ein paar Beispiele für die vielen Einschränkungen des Bargeldverkehrs. Viele weitere Verbote werden folgen und damit auch der Druck auf die Schweiz, den Bargeldverkehr einzuschränken. 

Wird der Gebrauch des Bargeldes in der Schweiz eingeschränkt, dann entsteht die etwas merkwürdige Situation, dass Bargeld zwar ein gesetzliches Zahlungsmittel ist, die Schweizer Bevölkerung aber nur einen eingeschränkten Zugang dazu hat.

Eine logische Antwort auf diese sich abzeichnende Entwicklung sind SNB-Konten für alle. Ein SNB-Konto ist die beste Alternative zum Bargeld und wird den Abschied vom Bargeld erleichtern. Im Gegensatz zu Bargeld kann es zudem nicht in Verruf kommen, kriminelle Aktivitäten und Steuerhinterziehung zu erleichtern, da es nicht die gleiche Anonymität garantiert.


Ergänzung statt Verbot

Der Alternativvorschlag bietet der Schweizer Bevölkerung eine zusätzliche Option zur Geldhaltung an. Es ist dann an der Bevölkerung zu entscheiden, in welchem Umfang sie dieses Angebot wahrnehmen will.

Der Alternativvorschlag ergänzt die bestehende Geldordnung indem sie der Schweizerischen Bevölkerung die Möglichkeit gibt, ein Zahlungsverkehrskonto bei der SNB zu eröffnen. Niemand wird gezwungen ein solches Konto zu führen. Es wird den Geschäftsbanken auch nicht verboten, weiterhin Zahlungsverkehrskonten anzubieten. Die Alternative verbietet nichts, sondern ergänzt nur die bestehende Geldordnung.

Im Gegensatz zur Vollgeld-Initiative wird nichts verboten sondern der Bevölkerung eine zusätzliche Option angeboten. Es ist dann an der Bevölkerung zu entscheiden, in welchem Umfang sie dieses Angebot wahrnehmen will.

Ein weiterer Vorteil der Alternative ist, dass es keine kritische Übergangsphase geben wird, weil das bestehende Zahlungs-und Finanzsystem nicht angetastet wird. Im Gegensatz dazu muss nach einer Annahme der Vollgeld-Initiative mit massiven Turbulenzen gerechnet werden. Die Einführung von Zahlungsverkehrskonten könnte zudem gestaffelt erfolgen, falls dies nötig wäre. 


Erhöhte Systemstabilität

Die Alternative hat einen disziplinierenden Effekt auf die Geschäftsbanken und erhöht dadurch die Systemstabilität.

Der Alternativvorschlag hat einen disziplinierenden Effekt auf die Geschäftsbanken, da bei einem Vertrauensverlust das Geld der Kunden schnell auf die SNB Zahlungsverkehrskonten verschoben werden kann. Um dies zu umgehen, muss entweder das Geschäftsmodell der Banken sicherer werden oder sie müssen bessere Zinskonditionen anbieten.

SNB Zahlungsverkehrskonten hätten einen starken disziplinierenden Effekt auf die Geschäftsbanken. Der Grund dafür ist, dass die Schweizer Bevölkerung viel einfacher ihr Geld aus dem Finanzsektor abziehen könnte. Wie schon mehrmals erwähnt, ist dies heute nur möglich, indem Sichtguthaben bei Banken gegen Bargeld eingetauscht wird. Dies ist aber umständlich und für grössere Beträge auch teuer.  Die Geschäftsbanken müssten nach einer Annahme des Alternativvorschlags vorsichtiger agieren - weniger Casino spielen -, weil bei einem Vertrauensverlust die Kunden ihr Geld schnell auf ihr SNB Konto verschieben könnten.

Diese Einfachheit des "Rückzuges zur SNB" hat das Potenzial zusätzliche Volatilität zu schaffen. So könnte es beispielweise zu panikartigen Geldverschiebungen kommen, welche keine realen Ursachen haben. In diesem Fall ist die SNB gefragt, die Geschäftsbanken mit der notwendigen temporären Liquidität zu versorgen. Im heutigen System übernehmen die Kunden diese Funktion, indem es ihnen schwer gemacht wird grosse Geldbeträge schnell abzuziehen.  


Vorteile für die Geldpolitik

Die Alternative vereinfacht die Geldpolitik und macht sie gerechter und transparenter.

Geld auf den SNB-Konten kann verzinst werden. Dies hat zwei Vorteile:

1) Die Geldpolitik würde vereinfacht und transparenter.

2) Es gäbe keine Ungleichbehandlung, da alle von diesen Zinszahlungen profitieren.

Als Reaktion auf die Finanzkrise von 2008/2009 und der darauf folgenden Eurokrise haben die Zentralbanken weltweit die Geldmärkte mit Geld überschwemmt. Die Bilanz der SNB ist nahezu explodiert. Vor der Finanzkrise betrugen die Reserven etwa 5 Milliarden Schweizer Franken. Heute betragen diese gegen 500 Milliarden Schweizer Franken. Dies ist eine Erhöhung um 10'000%!

Diese Liquiditätsschwemme hat dazu geführt, dass bewährte Instrumente der Zinssteuerung nicht mehr funktionieren. In der Zeit vor der Finanzkrise von 2008/2009 wurde den Geschäftsbanken so viel Reserven zur Verfügung gestellt, dass sie gerade ihre Mindestreservevorschriften erfüllen konnten. Die SNB konnte dazumal über kleine Änderungen der Reserven die kurzfristigen Zinsen steuern.  

Wegen der grossen Menge an Reserven welche im Umlauf sind, funktioniert diese Form der Zinssteuerung nicht mehr. Es ist derart viel Liquidität im Markt, dass eine Änderung der Reserven überhaupt keinen Effekt auf die kurzfristigen Marktzinsen hat. Der Marktzins klebt fest an der von der SNB definierten Zinsuntergrenze. Gegenwärtig entspricht diese Untergrenze dem negativen Zinssatz von -0.75%.

Viele Zentralbanken stehen vor einem ähnlichen Problem und zurzeit wird in den Zentralbanken diskutiert, wie in einem Regime, indem sehr viel Liquidität im Umlauf ist, eine Normalisierung der Zinsen möglich ist. Alle Instrumente, welche diskutiert werden, haben im Prinzip die Eigenschaft, dass die Zentralbanken Zinsen auf Reserven zahlen. Zahlt beispielweise eine Zentralbank 2% Zins auf ihre Reserven und alle relevanten Marktteilnehmer haben Zugang zu diesen Reserven, so wird kein anderer Zinssatz in der Ökonomie unter diesen Zins fallen. Sie kann dann das Zinsniveau in der Ökonomie steuern, indem sie den Zinssatz auf Reserven ändert.

Auch wenn es wohl noch eine lange Zeit dauern wird, bis eine Zinsnormalisierung in der Schweiz möglich sein wird, lohnt es sich trotzdem sich mit diesem Szenario auseinanderzusetzen. Der Grund ist, dass in der bestehenden Geldordnung die SNB grosse Zinszahlungen an ein paar wenige Geschäftsbanken machen wird. Das Risiko ist gross, dass dies von einem Teil der Bevölkerung nicht verstanden wird und politische Kontroversen auslösen wird, die der SNB schaden können.

Eine zukünftige Zinsnormalisierung in der Schweiz wird grosse Zinszahlungen der SNB an einige wenige Geschäftsbanken erfordern. Durch einen Zugang zu Reserven für alle würden diese Zinszahlungen auf Reserven gerechter und wenig kontrovers.

Die folgende Tabelle gibt einen Anhaltspunkt, wie gross die Zahlungen sein werden, falls die SNB einen Zielzinssatz von x% implementieren möchte und die aggregierten Reserven bei 470 Milliarden Schweizer Franken liegen wie im Januar 2016. Die Kosten sind eine Obergrenze, da die SNB, um einen bestimmten Zielzinssatz zu erreichen, nicht zwingend auf alle Reserven Zins zahlen muss.

Zielzinssatz von 1%: CHF 4.7 Mrd. pro Jahr
Zielzinssatz von 2%: CHF 9.4 Mrd. pro Jahr
Zielzinssatz von 3%: CHF 14.1 Mrd. pro Jahr
  Zielzinssatz von 4%: CHF 18.8 Mrd. pro Jahr

Dies sind riesige Beträge und es ist äusserst wahrscheinlich, dass die Politik und grosse Teile der Bevölkerung mit Unverständnis auf solch grosse Zinszahlungen an ein paar wenige Geschäftsbanken reagieren werden. Notabene auch an eine Bank welche erst vor kurzem vom Steuerzahler gerettet werden musste.

Die Alternative ist ein elegantes Instrument, um allfällige politische Verwerfungen bezüglich dieser Zinszahlungen zu umschiffen, und ermöglicht der ganzen Bevölkerung Zugang zu diesen Zinszahlungen und nicht nur einer kleinen Gruppe von Geschäftsbanken.


Geringer administrativer Aufwand

Die SNB-Konten sind reine Zahlungsverkehrskonten. Der zusätzliche administrative Aufwand für die SNB ist gering.

Die Konten bei der SNB sind reine Zahlungsverkehrskonten. Es ist nicht möglich einen Kredit zu bekommen oder andere Finanzprodukte von der SNB zu beziehen. Zudem braucht es keine physischen Schalter oder Telefonkontakt. Alle Transaktionen müssen elektronisch über einen Internetzugang ausgelöst werden.

Die SNB führt bereits heute Zahlungsverkehrskonten für die Geschäftsbanken. Dadurch hält sich der Aufwand für die SNB in Grenzen. Sie kann ihre bestehende Infrastruktur anpassen und für zusätzliche Teilnehmer freischalten.

Es ist jedoch nicht nötig, dass die SNB diese Infrastruktur zur Verfügung stellt. Das Gesetz, welche diesen Vorschlag umsetzen würde, könnte vorsehen, dass die Geschäftsbanken verpflichtet werden, für jeden Kunden ein SNB-Konto zu führen. Dadurch könnten die Kunden ihr gewohntes Internetbanking benutzen, um Transaktionen von ihrem SNB-Konto auzulösen. Die SNB-Konten müssten die Geschäftsbanken ausserhalb ihrer Bilanz führen. Dadurch fallen sie auch nicht in die Konkursmasse, falls eine Geschäftsbank Konkurs geht.

Die Ausgestaltung des Gesetzes muss auch regeln, wie die Geschäftsbanken entlohnt werden sollen für diesen zusätzlichen Aufwand. Es ist zu hoffen, dass der Wettbewerb spielt und diese Konten zu den Grenzkosten angeboten werden. Trotzdem kann es sinnvoll sein eine Obergrenze für die Gebühren in das Gesetz zu schreiben.

Schlussendlich muss auch geregelt werden, wer ein SNB-Konto halten darf. Ist es nur die Schweizer Bevölkerung oder können auch im Ausland lebende Personen ein solches Konto führen? Es ist wahrscheinlich in einem ersten Schritt sinnvoll, den Benutzerkreis eng zu definieren, um erste Erfahrungen zu sammeln.  

HINTERGRUND

Will man das Anliegen der Vollgeld-Initiative verstehen, ist die Kenntnis des heutigen Systems der Geldschaffung in der Schweiz unabdingbar.

DIE INITIATIVE

Die Initiative möchte die Geldschaffung alleine der Nationalbank überantworten und damit krisensicheres Geld garantieren.

ACHILLESFERSEN

Die Vollgeld-Initiative besitzt einige Schwachpunkte, zudem würde sie eine Finanzkrise wie jene von 2008 / 2009 nicht verhindern. 

DIE ALTERNATIVE

Die Vollgeld-Initiative ist ein Experiment, dessen Risiken nicht absehbar sind. Unsere Alternative verbessert das Geldsystem ohne Nachteile.